Was heisst eigentlich Hufpflege beim Esel
- oder wie können wir «gute Arbeit am Huf» erkennen?
Gute Arbeit am Huf hat wenig mit dem «Nägeli kürzen» zu tun, so wie es das Mami dem Kleinkind erklärt, wenn es den Hufpfleger bei der Arbeit sieht.
Hufhorn wird kontinuierlich am Kronsaum gebildet, schiebt sich über die Huflederhaut nach unten und wird am Tragerand abgetragen, abgerieben.
Mehr oder weniger, je nach Untergrund: weich oder hart, feucht oder trocken.
Aber leider findet dieser Abrieb nicht gleichmässig statt.
Der Hauptgrund zur regelmässigen Hufpflege ist somit nicht, um den Huf zu kürzen, sondern um diesen ungleichmässigen Hornabrieb auszugleichen.
Dieser ungleichmässige Hornabrieb ist je nach Gliedmassenstellung und Untergrund mehr oder weniger.
Dieses «Schieflaufen» ist durch die Biomechanik des Säugetieres gegeben und somit natürlich. Wir fördern dieses «Schieflaufen» höchstens durch ungünstige Haltung (weiche Hufe auf harten Böden) und die Nutzung der Tiere ohne Hufschutz.
Auch wildlebende Populationen (Esel/Pferde) leiden an fast allen uns bekannten Hufproblemen wie zu viel oder zu wenig Hornabrieb, Risse, Abszesse, Zwanghufe etc.
Sie wurden domestiziert wegen ihrem schmackhaften Fleisch, ihrer Ausdauer und Schnelligkeit, ihrer Gutmütigkeit und dem Willen, mit dem Menschen zusammen zu arbeiten. Aber bestimmt nicht wegen ihren Füssen.
Somit dürfen wir den Huf als oft propagiertes «Wunderwerk der Natur» etwas kritischer betrachten.
Um Esel und Pferd möglichst lange arbeitsfähig zu erhalten, sind sie auf unser Zutun angewiesen.
Es ist uns möglich, mit regelmässiger, sinnvoller Hufpflege und angebrachter Haltung die Natur zu übertrumpfen. Und damit dem Tier bis ins hohe Alter wohlgeformte Hufe, und damit einhergehend gleichmässige belastete Beingelenke zu erhalten!
Aber wie beurteilen wir nun «gute Arbeit am Huf»?
Noch vor wenigen Jahren war der Hufschmied der alleinige Spezialist was Hufe anbelangt. Mittlerweile haben sich verschiedene Theorien, wie man Hufe ausschneiden soll verbreitet. Theorien, die mit fast religiösem Eifer vertreten werden. Doch einer genaueren Betrachtung hält keine stand, denn alle kochen nur mit Wasser.
Wir müssen uns auch nicht um Theorien kümmern, es nützt uns nichts und wäre ein abendfüllender Vortrag.
Es wäre auch müssig darüber zu diskutieren, denn in der Theorie hat jeder Recht. Wir lassen jeden erzählen, was er will und interessieren uns nur für die Praxis, das Resultat!
Beurteilen Sie die Hufpflege nicht nach der Arbeit, den dann sieht es immer gut aus, sondern 6 Wochen danach!
Wie hat sich der Huf erhalten?
- Sind die seitlichen Hufwände am aufbiegen?
- Ist der Tragerand noch weitgehend intakt?
- Treten sich Steine in die weisse Linie?
- Biegen sich die Trachten nach aussen?
- Wächst das Horn parallel zum Boden oder ist der Kronrand verschoben?
- Kennt ihr Tier Hufabszesse?
Wenn Sie das alles mit Nein beantworten können hat Ihr Hufbearbeiter vor 6 Wochen ordentliche Arbeit geleistet!
Seien Sie jedenfalls misstrauisch, wenn Ihr Hufbearbeiter den Hufabszess, den zerbrochenen Tragerand, die nach aussen gebogenen Trachten oder die Steine in der weissen Linie einer «speziellen Fehlstellung» Ihres Tieres in die Schuhe schieben will.
Oder wenn er Ihnen «Hausaufgaben» überträgt, dass Sie auch noch alle zwei Wochen raspeln sollen. Damit gibt er nur Verantwortung ab, denn bei einer sinnvollen Hufpflege gibt es vor 6 Wochen bestimmt nichts zu raspeln.
Ein grosser Unterschied zwischen Esel- und Pferdehuf besteht in der durch das Gewicht des Tieres einwirkende Kraft auf den Huf des Tieres.
Der Pferdehuf hat mit seinen negativ gewinkelten Trachtenwänden hat stets die Tendenz sich im Ballenbereich zu verengen.
Beim Eselhuf jedoch werden bei ungünstiger Belastung die Trachten, gegenteilig zum Pferd, nach aussen geformt, gedrückt.

Durch die Unfähigkeit vieler Hufbearbeiter eine gleichmässige Belastung im Huf zu erreichen, wird dieses Aufbiegen kurzerhand als normal erklärt. Als: «Der Eselhuf ist Lyraförmig»!
Der gut gepflegte Eselhuf ist aber nicht Lyra- sondern U-förmig!
Ein mittig belasteter Eselhuf nach 8 Wochen:
